Wie Österreichs erstes Social Business Hotel die Welt gerechter macht

© Peter Bárci

Das “Magdas Hotel” ist Österreichs erstes Social Business Hotel und zeigt mit ihrem einzigartigen Konzept, wie man die Welt “im Schlaf” ein Stück weit besser machen kann. Denn hier betreuen Geflüchtete die Gäste. Das schafft nicht nur eine ganz besondere Stimmung, sondern hilft vor allem auch bei der Integration der Menschen mit Fluchthintergrund.

Unweit des Praters und dem Donaukanal und somit mitten im Grünen samt Vogelgezwitscher und zugleich am Puls der Stadt nebst Ausgehlokalen gelegen, befindet sich das “Magdas Hotel”. Neben der idealen Lage ist es aber vor allem das einzigartige Konzept des Hauses, dass seit der Eröffnung im Jahr 2015 Reisende aus aller Welt anzieht. Denn das Hotel wird von Geflüchteten in Lehre und Hotelexpert*innen mit und ohne Fluchterfahrung betrieben. In Zusammenarbeit mit Kunstschaffenden, Studierenden und Architekt*innen ist hier ein Ort entstanden, der Raum für Begegnungen schafft und weit über die klassischen Grenzen eines Hotelbetriebes hinausgeht.

Noch immer gibt es viele Ressentiments

Noch immer haben es Geflüchtete auf dem Österreichischen Arbeitsmarkt schwierig. Die Ursachen dafür sind vielfältig: Eventuelle Sprachbarrieren zu Beginn, etwaige Ressentiments einiger Arbeitgeber und der Umstand, dass der Erhalt eines positiven Aufenthaltbescheids – womit man überhaupt erst Arbeit aufnehmen kann – sehr zeitintensiv ist, erschweren die Integration der Menschen mit Fluchthintergrund.

Ein kunterbunter Ort des Miteinanders

Das Magdas möchte Menschen mit Fluchthintergrund eine attraktive Alternative bieten. Hier arbeiten Menschen aus insgesamt 16 Nationen, die zusammen mehr als 20 Sprachen sprechen. Dabei haben längst nicht alle Mitarbeitenden zuvor in einem Hotel oder der Tourismusbranche gearbeitet.

© Peter Bárci

Im Salon – dem Herzstück des Hauses – gibt es neben einer Bar & Lounge auch eine Terrasse und Bibliothek, dazu bodentiefe Fenster mit Blick ins Grün. Vielerorts stehen Kakteen und Yuccapalmen, es gibt gut bestückte Bücherregale und ein Graffiti an der Wand. Abends wird ein vielfältiges Programm bestehend aus Lesungen, Ausstellungen, Konzerten, Filmabenden und Diskussionsrunden geboten. Dabei trifft man hier nicht nur auf Tourist*innen, sondern auch auf Menschen aus der Nachbarschaft und Stadtbummler*innen, die hier ebenfalls jederzeit willkommen sind.

Kreativ werden während der Pandemie

Aufgrund der aktuellen Lage sind solche Zusammenkünfte erst einmal nicht mehr möglich. Das Magdas Hotel hat seit kurzem zwar wieder geöffnet, doch waren touristische Übernachtungen wegen der Coronakrise lange Zeit untersagt und so wurde es auch zuletzt im Magdas etwas ruhiger. Statt jedoch den Kopf in den Sand zu stecken, wurden die Betreiber*innen kreativ. Kurzerhand wurde die erste Etage des Hauses in ein Pop-Up-Büro umgewandelt. Eine Werbeagentur aus Wien, die auf der Suche nach geeigneten Gewerbeflächen war, hat sich hier bis August eingemietet. So wurden die verlassenen Hotelzimmer wieder belebt und den Betreiber*innen kann zumindest ein Stück finanzielle Sicherheit zurückgegeben werden. Wer das Hotel in dieser schwierigen Phase ebenfalls unterstützen wollte, der konnte sich an den Wochenenden Frühstücksboxen und andere Leckereien für den Außerhaus-Verkauf holen. Mittlerweile nimmt das Hotel aber auch wieder Reservierungen zum Schlafen und Essen entgegen und lockt mit ihrer Magdas Frischluftgarantie. Denn das Hotel hat einen großen Gastgarten, Zimmer mit Balkon und Seminarräume mit eigenen Terrassen.

Vom ehemaligen Altenheim zum nachhaltigen Stadthotel

Dass die Betreiber*innen auch schon vor der Krise kreativ waren, zeigt ein Blick auf die Geschichte des Hauses:  So war das Magdas einst ein Altenheim. Heute verfügt das Hotel über insgesamt 78 Zimmer, die häufig mit einem eigenen Balkon – was ebenfalls sehr untypisch für ein Stadthotel ist – ausgestattet sind. Auf den Zimmern finden sich viele Re- und Upcycling-Elemente sowie Möbel aus den 50er und 60er Jahren. So wurden aus alten Einbauschränken Tische, Lampen und Bänke gebaut, halbierte Sessel wurden zu Nachtkästchen und ausrangierten Kofferablagen der ÖBB wurden in Garderoben verwandelt.

© Peter Bárci

 

Finanziert wurde das einzigartige Projekt mithilfe der Caritas und einer Crowdfundingkampagne. Dank der Unterstützung des Bundesministeriums für Digitalisierung konnte dem Hotel 2017 zusätzlich ein Lehrlingsbetrieb angeschlossen werden. Unter dem Motto “Perspektiven schaffen” werden hier aktuell 12 junge Menschen mit Fluchthintergrund in den verschiedenen Hotelbereichen ausgebildet.

Menschlichkeit und Offenheit im Fokus

Statt Profit zu maximieren, setzen die Hotelbetreiber*innen von Magdas auf die Maximierung von Menschlichkeit und Offenheit. Sie haben erkannt, dass man Orte der Begegnung schaffen muss, um Vorurteilen und Ressentiments entschieden entgegenwirken zu können und genau solch einen Ort haben sie mit dem Magdas Hotel geschaffen. Als Besucher*in darf man sich auf Menschen mit bewegenden Lebensgeschichten, lustigen Anekdoten und einer großen Portion Herzlichkeit freuen.

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