Diese Kaffees schmecken gut und tun Gutes

Bild: Unsplash

Bio, Fairtrade. Klar, kennen wir. Was sind aber die Konzepte, die neu in der Social Startup-Szene entwickelt werden? Hier findet ihr 6 Kaffee-Firmen, deren Kaffee nicht nur gut schmeckt und ökologisch hergestellt wird, sondern die über den Verkauf des Kaffees gezielt die Lebensbedingungen der Menschen in den Produzenten-Ländern verbessern.  

Wir lieben Kaffee – aber nur die wirklich Guten! Als gemeinwohlorientierte Organisation screenen wir fortlaufend den Impact Sektor auf der Suche nach innovativen Ansätzen und Startups, die die Welt positiv verändern. Über einige berichten wir in unserem Gexsi Magazin. Gut zu wissen: Wir sind unabhängig und verdienen an den Produkte, über die wir schreiben, nicht mit. 

 

Teikei – die solidarische Kaffeegemeinschaft

Teikei realisiert das aus unserer Sicht radikalste Konzept, um die Abhängigkeiten der Kleinbauern vom Weltmarkt aufzulösen. Teikei ist eine Verbrauchergemeinschaft, in der sich bereits hunderte von Kaffeeliebhaber aus Deutschland und der Schweiz zusammengeschlossen haben. Sie finanzieren den teilnehmenden Kaffeebauern aus Mexiko ihren Anbaubetrieb via Vorkasse und teilen sich im Gegenzug die Ernte. Die Erträge und Ernterisiken werden solidarisch aufgeteilt. 

Die Kaffeeernte wird per Segelschiff nach Hamburg verfrachtet und im naheliegenden Seevetal geröstet. Die jährliche Überfahrt von Mexiko nach Hamburg dauert knapp drei Monate und braucht daher Geduld und langfristige Planung. Die Bestellung basiert auf dem geschätzten Jahresbedarf und wird je nach gewähltem Lieferrhythmus an Verbrauchsgemeinschaften oder Einzelabnehmer*innen direkt verschickt. Teikei Kaffee ist qualitativ hochwertig, maximal nachhaltig und auf Augenhöhe mit den Produzent*innen. Teikei [tɛi’kɛi:]) ist übrigens japanisch und steht für das Jahrhunderte alte Konzept der Community Supported Agriculture, welches die Verbrauchergemeinschaft für den Kaffeesektor neu interpretiert.

©Teikei Coffee

Der Teikei Kaffee kommt frisch vom Schiff.

 

Moyee Coffee, Moema und Kaffee-Kooperative: Hier erfolgt die Kaffeeröstung direkt in den Erzeugerländern

Der Anteil der Wertschöpfung in den Erzeugerländern liegt in aller Regel deutlich unter 20%, selbst bei Fairtrade oder direkt gehandelten Kaffees. Dies möchte eine kleine Zahl von Kaffee Startups ändern, die bewusst die Röstung und die anschließende Verpackung in den Erzeugerländer organisiert und so die Wertschöpfung vor Ort mehr als verdoppelt.

 

Kaffee-Kooperative – Gendergerechter Kaffee

Das Berliner Kaffee Startup Kaffee-Kooperative bezieht seinen Kaffee aus Kigali in Ruanda. Mit Angelique’s Finest hat die Kooperative ein gendergerechtes Kaffee-Sortiment im Programm, das nahezu vollständig aus Frauenhand stammt und den partizipierenden Frauen zugute kommt. Auch die Markenrechte liegen bei den Partnerinnen aus Ruanda. Die Kaffees wurden bis vor kurzem vollständig in Ruanda geröstet. Um schneller auf die Nachfrage reagieren zu können, hat sich das Team von Angelique’s Finest kürzlich entschlossen, eine deutsche Lohnrösterei zu beauftragen. Die Kontrolle über die Produktion liegt weiter in ihrer Hand und die lokale Wertschöpfung ist durch die erzielten Skaleneffekte sogar noch gestiegen.

Moyee Coffee – Radikal fair

Das holländische Startup Moyee Coffee steht für „radikal fairen“ Kaffee und geht hiermit lautstark an die Öffentlichkeit. Ein zentrales Element des B Corp zertifizierten Startup ist Transparenz. Das Unternehmen zeigt genau auf, wie die Mittelflüsse verlaufen. Seit kurzem ist Moyee Coffee auch in Deutschland zu erhalten.

Moema Kaffee – Spezialitäten-Kaffees aus Brasilien

Das Kaffee-Unternehmen aus Bad Dürkheim baut auf seine langjährigen Beziehungen zur Kaffeebranche in Brasilien auf. Moema steht für hochwertige Spezialitäten-Kaffees aus Brasilien, die im eigenen Land geröstet werden. Gestartet mit Espresso, vermarktet diese deutsch-brasilianische Kooperation inzwischen auch Filterkaffee.

©Kaffee-Kooperative.de | Moyee Coffee | Moema Kaffee

Sozial, nachhaltig und vor allem fair:
Die Kaffeesorten von Kaffee-Kooperative.de, Moyee und Moema (v.l.n.r.)

Pioniere des Direct Trade im Kaffeesektor

Die Idee ist so einfach wie klar: Über den direkten Handel mit den Produzentengemeinschaften lassen sich nicht nur die besten Kaffees beziehen. Es fallen auch Zwischenhändler weg. Etliche der Spezialitätenkaffeeanbieter nutzen dies, um ihren Lieferanten Preise zu zahlen, die deutlich über dem Weltmarktniveau liegen und die dortigen Preisschwankungen ausgleichen.

Coffee Circle – Spezialitätenkaffees aus aller Welt

Coffee Circle hat den Kaffeesektor nachhaltig verändert. Das von Martin Elwert 2010 in Berlin gegründete Unternehmen war eines der ersten, die einen Direkthandel mit lokalen Kaffee-Kooperativen in den Mittelpunkt seines Geschäftsmodells gerückt hat. Eine Idee, die viele weitere inspiriert hat. Coffee Circle bietet eine große Bandbreite an Spezialitätenkaffees an. Am aktivsten ist das Unternehmen in Äthiopien, der Heimat des Arabica Kaffees; inzwischen werden aber auch Kaffees aus etlichen weiteren Ländern direkt bezogen. Der Direkthandel ist für das Unternehmen Garant für die Qualität. Die Kaffeebohnen werden von ausgewählten Produzentengemeinschaften, die von Coffee Circle eng begleitet werden, nach Berlin geschifft und dort in der eigenen Rösterei verarbeitet. Die Vermarktung erfolgt über den eigenen Online Shop, vielfach auch über Abos an Firmen. Über die Webseite und den Blog vermittelt Coffee Circle zudem eine Fülle an wissenswerten Informationen rund um das Thema Kaffee. Das Unternehmen lebt einen hohen ethischen Anspruch. So wird die Marge, die durch den Wegfall der Zwischenhändler entsteht, dafür genutzt, um in die Kaffeekooperativen vor Ort zu investieren und um Preise zu zahlen, die mehr als 100% über dem Weltmarktniveau liegen. Martin Elwert ist überzeugt: Die Hilfe ist so viel direkter und wirksamer als “klassischer” Fairtrade Kaffee.

Bonaverde – die Idee des Direkthandels auf die Spitze getrieben

Bonaverde ist nicht mehr am Markt. Wir nehmen das Startup dennoch in unsere Liste auf. Denn wir möchten in das Bewusstsein rücken, dass jede neue Geschäftsidee, insbesondere wenn sie eine bestehende Wertschöpfungskette disruptiv verändern möchte, eine Gratwanderung mit vielen Risiken ist. Nur ein kleiner Teil der Startups kann sich am Markt behaupten. 

Die 2013 bis 2019 aktive Firma ist insofern bemerkenswert, als ihr Gründer Hans Stier ein enormes Durchhaltevermögen gezeigt hat, um die Kaffee Supply Chain aufzumischen. Seine Idee: Den Import grüner, roher Kaffeebohnen direkt von den Produzenten zum Endkunden, die in einer überdimensional großen Kaffeemaschine ihren Kaffee direkt bei sich zuhause rösten, mahlen und aufbrühen. Frischer gerösteter Kaffee geht nicht. Ob das Konzept an der Kaffeeröstmaschinen-Technologie, die nicht vollends ausgereift schien, oder anderen Gründen gescheitert ist, ist schwer zu sagen. Das Unternehmen konnte eine Vielzahl an Kunden im Rahmen mehrerer Crowdfunding-Kampagnen gewinnen und Investoren überzeugen, mehrere Millionen Euro in die Idee zu investieren – wenn auch letztlich ohne bleibenden Erfolg.

©Coffee Circle | Bonaverde

Die Pioniere des Direct Trade: Coffee Circle mit seinem reichhaltigen Sortiment an Spezialitätenkaffees (links).
Nicht mehr erhältlich: Bohnen zum selber Rösten von Bonaverde (rechts)

Ausblick: Die Ursprungsrückverfolgung über Blockchain mainstream machen

Alle sechs hier skizzierten Kaffee Startups haben das Prinzip der Ursprungsrückvefolgung sich zu eigen gemacht. Der Kunde weiß genau, woher sein Kaffee kommt. 

Dies wird künftig immer stärker über Blockchain Technologien möglich sein – dies nicht nur durch einen kleinen Kreis von Social Startups. Gerade die großen Konzerne arbeiten intensiv an dem Thema. So nutzt Nestlé für ihre schwedische Zoégas Kaffeemarke die cloud-basierte Blockchain Lösung Food Trust von IBM, während Starbucks mit Hilfe einer Blockchain Technologie von Microsoft es Kunden sukzessive ermöglichen möchte, die Herkunft ihres Kaffees zu tracken. Bleibt zu hoffen, dass die Steigerung der Transparenz auch bei den marktbeherrschenden Konzernen zu einer Verbesserung der Lebensbedingungen für die Kaffeebauern führt.

Die fünf aktiven Kaffeemarken sind alle online erhältlich, zwei davon u.a. im Good Buy Store.